Die britische Labour-Regierung wirbt wie ihre Vorgänger für nukleare Energie. Während das Atomkraftwerk Hinkley Point C in Somerset sich noch im Bau befindet, steht die britische Regierung bei der Finanzierung des geplanten Kernkraftwerks Sizewell C in Suffolk vor Problemen, berichtete die Financial Times am Donnerstag. Der staatliche französische Energiekonzern EDF und die Regierung wollten das mit Kosten von mehr als 20 Milliarden Pfund Sterling bezifferte Sizewell C-Projekt mit jeweils 20 Prozent finanzieren, hieß es darin. Für die übrigen 60 Prozent aus privaten Investitionen sehe ein Notfallplan der Regierung nach mehreren Verzögerungen nun ein Subventionsprogramm in Höhe von 5,5 Milliarden Pfund Sterling vor, sollte sich bis Juni 2026 keine Einigung mit den Investoren erzielen lassen.
Die Kosten für Hinkley Point allein werden nicht mehr auf 26 Milliarden Pfund Sterling (31,2 Milliarden Euro), sondern bereits auf 31 bis 34 Milliarden Pfund (37,2 bis 40,8 Milliarden Euro) geschätzt. Von den einst 45 Reaktoren des Vereinigten Königreichs befinden sich nach Angaben der Internationalen Atomenergieagentur aktuell noch neun im Betrieb. Die meisten laufen schon seit fast 40 Jahren, was die Laufzeit ist, für die AKW gewöhnlich ausgelegt wurden. Labour will daneben den Ausbau der Windkraft auf Land wie auf See beschleunigen.
Das Land ist nach Angaben des UK Energy Research Centre seit den 1970er Jahren Nettoimporteur von elektrischer Energie. Unterseekabel verbinden es mit Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und mit der irischen Insel. Allerdings haben die Stromaußenhandelsbilanzen gewöhnlich wenig mit Kapazitäten und Engpässen, sondern mehr mit den Erzeugungskosten und den Börsenstrompreisen zu tun. Das heißt, es wurde nicht soviel Strom eingeführt, weil im Inland nicht mehr erzeugt werden konnte, sondern weil ausländische Unternehmen ihn zu niedrigeren Preisen angeboten haben. Der norwegische Strom aus Wasserkraft ist für gewöhnlich sehr billig. Auch das zeitweise Überangebot französischen Atomstroms könnte eine Rolle spielen.
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Seit Beginn der 1990er Jahre nahm die einst herausragende Rolle der Kohle für die Stromversorgung mehr und mehr ab. Zuletzt hatte sie nach Angaben des Industrieverbandes Energy UK nur noch ein Prozent zur Stromerzeugung beigetragen. Der Strombedarf wird heute auf der britischen Insel – Nordirland bildet mit der Republik ein anderes Versorgungsgebiet – zu gut 30 Prozent mit Erdgas und zu weiterem knapp 30 Prozent mit Windkraftanlagen gedeckt. 14 Prozent tragen die letzten Atomkraftwerke bei, fünf Prozent Biomasse und knapp sieben Prozent Solar und Wasserkraft. Rund elf Prozent wurden 2023 importiert.
Auf dem Höhepunkt Anfang der 1980er hatte Kohle noch rund 80 Prozent des Stroms in England, Wales und Schottland geliefert, doch seit 1986 ging kein neues Kohlekraftwerk mehr ans Netz. Ganz anders in Deutschland: Hierzulande wurde in Hamburg noch 2015 ein neues Kohlegroßkraftwerk in Betrieb genommen. Sein Bau war mit drastischer Polizeigewalt durchgesetzt worden, nur um es bereits fünf Jahre später – versüßt mit einer Abfindung aus Steuergeldern – stillzulegen.
Großbritannien ist das zwölfte Land im westlichen Europa, das aus der Kohle ausgestiegen ist. Auch Schweden, von dem die Nachrichtenagentur dpa kürzlich meinte, dort sollten neue AKW die Kohle ersetzen, hatte bereits 2020 sein letztes Kraftwerk abgestellt. Elf weitere Länder planen nach einer Übersicht der Kampagne Beyond Fossil Fuels den Kohleausstieg noch vor 2030. Nur in Polen, der Türkei, Serbien sowie Bosnien und Herzegowina gibt es noch keinen Ausstiegsbeschluss. Die übrigen Länder planen meist, ihre letzten Kohlekraftwerke noch vor Deutschland vom