CZAP – Energie-Monitoring der tschechischen Presse vom 16.12.2024. 

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16.12.2024, 10:01 Czap
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Erzwungener Anteil tschechischer Unternehmen am Ausbau von Dukovany
könnte den Bau neuer Blöcke verzögern
15. Dezember 2024 E15.cz
Autor: Oldrich Sklenar

Der Industrie- und Handelsminister Lukas Vlcek ließ kürzlich verlauten,
dass sich tschechische Unternehmen zu mehr als 90 Prozent am Bau der
neuen Infrastruktur rund um den geplanten Ausbau des Kernkraftwerks
Dukovany beteiligen werden. Um die Wahrheit zu sagen, wäre es seltsam,
wenn es anders wäre. In diesem Fall geht es nämlich vor allem um
Verkehrsinfrastruktur, Wohnungsneubau und ähnliche Maßnahmen, an denen
ausländische Investoren nicht so sehr interessiert sind.


Um Komponenten wie Reaktorbehälter oder Dampferzeuger mit einem Gewicht
von Hunderten von Tonnen nach Dukovany zu transportieren, sind eine
Reihe von Investitionen entlang der gesamten Transportstrecke
erforderlich. Es wird erwartet, dass durch den Bau fast zehntausend
Menschen in der Region hinzukommen werden. Für die neuen Arbeiter müssen
etwa dreitausend neue Wohnungen gebaut werden.

All dies muss in erster Linie aus öffentlichen Mitteln finanziert werden
– diese Kosten sind im Budget für den Bau der Atomanlage selbst nicht
enthalten. Dies sind dabei jedoch keine geringen Kosten. Allein die
Verkehrsmaßnahmen werden bis zum Jahr 2029 voraussichtlich 26 Milliarden
Kronen kosten. Zum Vergleich: Ein Dampfkraftwerk mit einer um ein
Drittel höheren Leistung als der fünfte Dukovany-Block wurde kürzlich in
Polen für eine geringere Summe gebaut.


Die Betriebskosten sind in diesem Fall natürlich eine andere Sache, aber
wir werden nach dem Ausstieg aus der Kohle auch neue Gaskraftwerke
brauchen. Außerdem könnte zumindest ein Teil des Brennstoffs für diese
Kraftwerke in Form von Biomethan von den tschechischen Landwirten
erzeugt werden, die mit dem mangelnden Absatz traditioneller Produkte zu
kämpfen haben. Die Priorität der Regierung scheint jedoch nicht der
sichere Ausstieg aus der Kohle zu sein, sondern der Bau neuer
Kernkraftwerke, der jedoch nicht rechtzeitig zum Zeitpunkt des
tschechischen Kohleausstiegs kommt.

Viele Industriefirmen warten schon auf den Bau von Kernkraftwerken. Sie
fordern  eine verträgliche  Verankerung des Gesamtanteils  der
Beteiligung tschechischer Unternehmen am Dukovany- Ausbau von mindestens
65 Prozent, was mehrere hundert Milliarden beträgt. Es bleibt jedoch die
Frage, wie viel Spielraum den tschechischen Unternehmen in diesem Fall
realistischerweise zur Verfügung steht und inwieweit eine solche
Verpflichtung letztlich kontraproduktiv sein kann.


Der Standort Dukovany soll nämlich eine neue Energiequelle mit einer
geplanten Lebensdauer von Jahrzehnten entstehen und nicht eine Art
hungrige Wand, die der heimischen Industrie laufenden Umsatz beschert.
Wenn die koreanische Seite garantieren soll, dass Termine und Qualität
eingehalten werden, wäre es ratsam, die Auswahl der Lieferanten,
insbesondere für einige kritische Komponenten, der koreanischen Seite zu
überlassen.

Der mögliche Anteil tschechischer Unternehmen sollte dann davon abhängen
und nicht umgekehrt. Etwaige Bauverzögerungen durch tschechische
Zulieferer könnten sich aufgrund des gewählten Finanzierungsmodells
negativ auf die gesamte heimische Wirtschaft auswirken.

Der Autor ist Analyst bei der Assoziation für internationale
Angelegenheiten

https://www.e15.cz/nazory-a-analyzy/nuceny-podil-ceskych-firem-na-dostavbe-dukovan-by-mohl-stavbu-zdrzet-1420919
/gr/


Schizophrene Deutsche. Nach der Abschaltung der eigenen Kernkraftwerke
wollen sie von der Tschechischen Republik eine Vereinbarung über stabile
Stromlieferungen
15.12.2024              Echo24.cz

Energie in Deutschland


Die Deutschen sind das einzige europäische Land, das über die sich im
Betrieb befindlichen Kernkraftwerke verfügte, aber beschlossen hat,
vollständig auf die Kernenergie zu verzichten. Letztes Jahr wurden die
letzten deutschen Kraftwerke vom Netz genommen, und die Stromproduktion
in Deutschland basiert jetzt hauptsächlich auf der Erzeugung aus den
grünen Quellen. Und in Krisenzeiten, wenn das Wetter nicht mitspielt,
kommen Kohlekraftwerke und Importe aus dem Ausland zum Einsatz. Die
Deutschen wurden für ihren rücksichtslosen Schritt zur Abschaltung der
Kernkraftwerke kritisiert und von Anfang an gewarnt, dass sie sich eine
stabile Versorgung sicherstellen müssen. Diese Woche reiste der
bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in die Tschechische
Republik, um die tschechische Regierung um Stromlieferungen aus
Tschechien zu bitten. Als Gegenleistung wird die Hilfe bei der
Entwicklung und dem Bau von Reaktoren und die Weitergabe von
wissenschaftlichem Know-how angeboten.


Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende, hat
dafür gekämpft, dass die Atomkraft in Deutschland auch nach Ablauf der
gesetzlichen Frist für die Abschaltung der Kernkraftwerke im Jahr 2022
noch erlaubt ist. Das war im Jahre 2022, aber wegen der Situation nach
dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurde die Frist um ein Jahr
verschoben.

Im August des vorigen Jahres versprach Söder außerdem, die Kernkraft
wieder in Betrieb zu nehmen, falls die oppositionelle CDU/CSU nach der
Bundestagswahl an die Regierung käme. Dabei war es seine Partei, die im
Jahre 2011 unter der Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (einer
CDU/CSU-Regierung) und der FDP den Ausstieg Deutschlands aus der
Kernenergie nach der Fukushima-Katastrophe in Japan mitbestimmte.

Doch dann änderte Söder seine Meinung. Nicht zuletzt, weil Bayern als
eines der industriellen Zentren Deutschlands von der Abschaltung seines
letzten Kernkraftwerks besonders betroffen war. Der Block Isar 2
produzierte über 11 TWh Strom im Jahr. Das sind rund 12 Prozent des
gesamten Stromverbrauchs in Bayern. Darüber hinaus leidet Deutschland
immer noch unter einer fehlenden Netzverbindung zwischen Nord und Süd
Deutschlands. Der von den Offshore-Windparks im Norden des Landes
erzeugte Strom kommt nur schwer zu den Industrieanlagen in Bayern im
Süden.

Deshalb ist Söder jetzt nach Prag gekommen, um mit dem tschechischen
Ministerpräsident Petr Fiala unter anderem über eine stabile
Stromversorgung aus der Tschechischen Republik zu sprechen. „Wir
brauchen andere Quellen, wenn es keinen Wind und keine Sonne gibt. Der
richtige Mix besteht sowohl aus erneuerbaren als auch aus nuklearen
Quellen“, sagte er.

Zu Söders konkreten Plänen gehören die direkte Beteiligung am Bau von
Kernkraftwerken in der Tschechischen Republik, der Ausbau der
Übertragungsnetze zwischen der Tschechischen Republik und Bayern oder
die wissenschaftliche Zusammenarbeit bei der Entsorgung abgebrannter
Brennelemente und der Kernfusionstechnologie, einschließlich des
„privilegierten Zugangs“ zu tschechischem Strom (ein Abkommen über
stabile Lieferungen für bayerische und deutsche Unternehmen): „Ohne die
Hinzunahme von verlässlichen Basis-Energiequellen wird das nicht
funktionieren“, sagte der bayerische Ministerpräsident. Die
tschechischen Kernkraftwerke können einen wesentlichen Beitrag zur
Versorgungssicherheit Bayerns leisten, sagte er.

Und Fiala scheint dem zuzustimmen. „Die hohen Energiepreise machen uns
im Vergleich zu anderen Regionen weniger wettbewerbsfähig und wir müssen
etwas dagegen tun“, sagte er. Fiala sagte, die Tschechische Republik und
Bayern wollten eine sichere und zuverlässige Stromversorgung
gewährleisten und das Netz verbinden.

Die letzten drei deutschen Kernkraftwerke, Isar 2, Neckarwestheim 2 und
Emsland, befinden sich derzeit im Rückbau, der bis zu 15 Jahre dauern
kann. Die Stilllegung der deutschen Kernkraftwerke hat erhebliche
Folgen. Bis zum Jahr 2011 produzierte Deutschland ein Viertel seines
Stroms aus Kernenergie. Vor allem aber war es vor dem Atomausstieg ein
Nettoexporteur von Strom. Jetzt ist es ein Nettoimporteur, der sich
darauf verlässt, dass es überhaupt etwas zu importieren gibt. Und die
deutschen Importe haben sich in diesem Jahr im Vergleich zum letzten
Jahr fast verdreifacht. Und nicht weniger als die Hälfte des
importierten Stroms kam aus Frankreich, der Schweiz und Belgien, wo die
Kernenergie einen erheblichen Teil des Energiemixes ausmacht.


Söders Werben um die Tschechische Republik hat ihm die erwartete Kritik
der bayerischen Grünen eingebracht. Der Bundestagsabgeordnete Toni
Schuberl äußerte sich besorgt über tschechische Atomkraftwerke. „Wenn
das Atomkraftwerk Temelin explodiert, ist der Bayerische Wald in einer
Todeszone.

Nach Ansicht von Felix Matthes, Energieexperte am Öko-Institut in
Freiburg, sind Söders Pläne für eine „privilegierte Stromabnahme“ nicht
realistisch. „Das ist nicht möglich: nicht technisch, nicht
marktwirtschaftlich, nicht rechtlich. Im EU-Binnenmarkt kauft und
verkauft der Staat keinen Strom. Preise und Mengen werden an der Börse
ausgehandelt“, sagte er.

Originaltext
unter:https://www.echo24.cz/a/Hg6k3/zpravy-nemecke-schizofrenni-uvazovani-odstavili-jadro-a-ted-chteji-dodavky-elektriny-po-cesku-francii-skandinavii?utm_source=www.seznam.cz&utm_medium=sekce-z-internetu
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